Über uns

[Theater- und Kulturverein "Die komische Gesellschaft": Wer wir sind und was wir tun]


Komische Gesellschaften gab es schon in der Antike. Mit kleinen Theaterszenen und Kunststücken erheiterten sie bereits vor rund zwei Jahrtausenden die Bürger Roms. Dass ihr Name diese längst vergessene Tradition aufgreift, wussten die Gründer der komischen Gesellschaft in Bad Tölz allerdings nicht.


Warum Theater günstiger als Kino sein sollte

Als sie sich Anfang 1994 diesen Namen gaben, wollten die rund 20 Mitglieder der Theatergruppe nämlich eigentlich nur noch mal auf der Bühne stehen - mit Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald". Lilli Rottengatter, Leiterin der Theatergruppe am Tölzer Gymnasium, hatte ihnen so starken Appetit aufs Rampenlicht gemacht, dass sie nach dem Abitur einfach nicht aufhören wollten: Es muss doch möglich sein, dass auch Laien anspruchvolles Theater machen - dachten sich die Amateurschauspieler. Tatsächlich: Die erste Inszenierung war ausverkauft. Von da an wuchs die Anzahl der Aktiven schnell. Im Jahr 2000 erfuhren die Aktivitäten der komischen Gesellschaft auch erstmals überregional große Anerkennung. Die Süddeutsche Zeitung verlieh der Truppe im Januar 2000 den Tassilopreis, ein überregionaler Kulturpreis. Damit war die komische Gesellschaft erster Preisträger im Landkreis.

Unterhaltung mit Tiefgang

Zwei mal pro Jahr, immer in den Semesterferien, stand seitdem ein neues Stück auf dem Programm. Bald kamen auch andere Veranstaltungen dazu. Die Tölzer Neusten Nachrichten schrieben am 9. September 1996: "Wenn die komische Gesellschaft in Bad Tölz auf der Bühne steht, ist der Laden immer ausverkauft. Das war schon so, als die Theatergruppe vor zweieinhalb Jahren [...] zum ersten Mal in der Lust aufgetreten ist. Und das war auch so, als die Truppe im Keller des alten Advokatenhauses ihr inzwischen fünftes Stück zum Besten gab." Inzwischen hat die komische Gesellschaft 25 verschiedene Stücke inszeniert, und ihr Tatendrang kennt keine Müdigkeit. Dass die Inszenierungen immer wieder so gut ankamen, überraschte die Amateure. Denn von professionellen Ambitionen wurde nur eine Minderheit der komischen Gesellschafter getrieben.

Vielleicht bietet die Stückauswahl eine Erklärung: Nie hat sich die komische Gesellschaft einem bestimmten Genre verschrieben. Unterhaltsam sollte es sein; aber trotzdem ein wenig Tiefgang haben; und nicht auf allen Spielplänen stehen; und etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben; und den Schauspielern natürlich immer wieder neue Herausforderungen bieten. Daß der Schwerpunkt mit gleich zwei Horvath-Stücken und Martin Sperrs "Jagdszenen aus Niederbayern" eine Zeit lang beim kritischen Volkstheater lag, liegt wohl an der oberbayerischen Heimat des Ensembles; oder daran, daß die komische Gesellschaft den zahllosen bäuerlichen Volksschwänken ein etwas anderes Heimatbild hinzufügen wollte. Humor ist der komischen Gesellschaft ein Herzensanliegen, wie beispielsweise die Wahl der satirischen Theaterstücke "Toskanatherapie" und "Wir bombardieren Regensburg" erkennen läßt - oder die Inszenierungen des Filmklassikers "Ein seltsames Paar" und der Erfolgs- "Komödie im Dunkeln".

Nicht nur Theater

Nachdem die Theatergruppe übergangsweise im Gewölbe des Alten Advokatenhauses eine neue Spielstätte gefunden hatte (und mit aufbaute), zog die komische Gesellschaft wieder in die Alte Madlschule um. Durch den "Tölzer Bierkrieg" um das Ausschankrecht hat das "Theater im Advokatenhaus" nämlich mittlerweile seinen Spielbetrieb wieder eingestellt. Seitdem arbeitet die komische Gesellschaft eng mit dem Tölzer Kulturverein "Lust" zusammen, mit dem sie sich die Spielstätte teilt. Im Sommer 2001 wurden die dortigen Räumlichkeiten mit der großzügigen Unterstützung der Stadt Bad Tölz umgebaut und im Herbst 2001 eröffnete der Bürgermeister der Stadt Bad Tölz das nun benannte "Kulturhaus Alte Madlschule"

Bei reinem Theater blieb es allerdings nicht: Im Sommer 1996 richtete die komische Gesellschaft ihren ersten Videowettbewerb "Stille Wasser" aus, weitere Wettbewerbe folgten. Der organisatorische Aufwand und der Umsatz stiegen, deshalb setzten 15 Aktive der Theatergruppe im September 96 ihre Unterschrift unter das Gründungsprotokoll des gemeinnützigen Kultur- und Theatervereins "Die komische Gesellschaft e.V.". Heute zählt der junge Verein (Durchschnittsalter rund 26 Jahre) rund 120 Mitglieder - Tendenz immer noch steigend.

Immer wieder Experimente

Den größten Zulauf verschafft der komischen Gesellschaft zweifellos ihr Improvisationstheater. Diese Truppe ist gleichzeitig der Jungbrunnen der Theatermacher und immer wieder Quelle für sprudelnde Ideen. Immer wieder rekrutiert die Impro-Gruppe bei ihren öffentlichen Wettstreiten neue Mitspieler. Und das Ensemble findet seine Darsteller bei denen, die eigentlich "nur so aus Spaß und für sich" spielen wollten. Unter den Augen eines Tränen lachenden Publikums wagte sich das "Impro-Ensemble" zur Feier der Kulturtage "Tölzer Leben" im Sommer 98 erstmals in die Öffentlichkeit: Die "Blaukrauts" wetteiferten in improvisierten Szenen und Theater-Spielen gegen die "Rotkohls" um die Gunst der Zuschauer, die über Sieg und Niederlage entscheiden durften.

Überhaupt versucht sich die Theatergruppe gern an Neuem: Ein solches Experiment war im Dezember 97 der Auftritt in der Münchner Muffathalle mit dem Stück "Crash 2000", das die komische Gesellschaft zusammen mit dem Münchner Nachwuchsautor Alexander Gerner auf die Bühne brachte. Die multimediale Performance mit acht Darstellern wurde als Teil des Spektakels "Play" sogar im Münchner Lokalfernsehen übertragen

Welturaufführung in Tölz

Auch die Inszenierung im Oktober 98 war ein Experiment: Die komische Gesellschaft gab die Welturaufführung des Stücks "Der Schweinsbraten" von Jürgen Reif. Das bodenständige Volksstück in fünf Bildern steht stilistisch zwischen Franz Xaver Kroetz (Maria Magdalena), Lewis Carrol (Alice im Wunderland) und Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis) - das Publikum reagierte auf die skurrile Geschichte höchst unterschiedlich. Wer das Stück lesen oder aufführen möchte, kann das Skript bei der komischen Gesellschaft im Internet bestellen. Dort kann man übrigens auch eine CD mit Ausschnitten aus unterschiedlichsten selbst komponierten Theatermusiken bestellen, die der Verein zum fünfjährigen Bestehen herausgegeben hat.

Geschlossene Gesellschaft

Damit aus der komischen Gesellschaft keine geschlossene Gesellschaft wird, sind Interessenten und potentielle Bühnengänger jederzeit willkommen: Jeden ersten Sonntag im Monat treffen sich die Aktiven ab 11 Uhr zum Brunch - im "Kulturhaus Alte Madlschule" Bad Tölz. Und dort bekommt man auch die Antwort auf die Frage, warum Theater billiger als Kino ist - oder zumindest sein sollte. Soviel sei verraten: Die komische Gesellschaft versucht - zumindest für Schüler, Studenten, Azubis, Arbeitslose und Senioren - auch von den Eintrittspreisen her eine Alternative zum Konsum-Mainstream zu bieten. Und weil sie durch viele Sympathisanten Unterstützung erhält, hat das bisher auch immer geklappt...