Haarscharf ins Schwarze getroffen

Großer Beifall für Schauspieler und Regie: Die "Komische Gesellschaft" begeistert mit der "Komödie im Dunkeln"

Bad Tölz - Im Dunkeln ist's gut Munkeln - müsste man meinen. Doch weit gefehlt. Trotz Stromausfalls und schier undurchdringlicher Dunkelheit kommt alles ans Licht. Pech für Brindsley Miller und Carol Melkett. Wollten sie doch just an diesem Abend Brindsleys zukünftigen Schwiegervater Colonell Melkett und den millionenschweren George Gudonow, der sich Brindsleys Kunstobjekte ansehen sollte, mit Harolds geklauten Antik-Möbeln imponieren. Doch der Nachbar kam zu früh zurück.

Am Wochenende zeigte der Theaterverein "Komische Gesellschaft" erstmals "die Komödie im Dunkeln" in der Tölzer Lust. Ein voller Erfolg wurde die Premiere des von Raik Nordhausen und Marc Landscheid inszenierten Stücks, das Peter Shaffer im Jahre 1965 geschrieben hat.

Zum Gaudium des Publikums agierten die Schauspieler auf der Bühne tappend, stolpernd und mit blinden Augen, als sei es tatsächlich dunkel. Quasi seitenverkehrt spielten sich nämlich die Szenen, die in der Handlung eigentlich ohne Licht passieren im Hellen ab, während die kurzen Lichtblicke, wie etwa das Anzünden eines Streichholzes durch Abschalten des Lichtes dargestellt wurden. Ein glänzender Regieeinfall sowie eine starke Leistung der Akteure, die es tatsächlich schafften, sich das ganze Stück durchwegs so zu verhalten, als seien sie blind.

Dass dabei natürlich ein Malheur nach dem anderen passiert, liegt auf der Hand. So werden beispielsweise Getränke vertauscht, weswegen die ältliche Nachbarin Miss Furnival (Anja Scherer) das erste Mal in ihrem Leben anstatt Limonade Gin-Orange zu sich nimmt, was ihr - vor allem angesichts der getrunkenen Menge - wenig bekommt. Der alte Haudegen Colonel Melkett (Gotthardt Thome') spuckt hingegen empört die Limonade aus, die ihm seine Tochter Carol (Patricia Bokor) anstatt Whiskey überreicht hat.

Vielleicht wäre ja alles noch einigermaßen gut gegangen, wäre dann nicht auch noch der Eigentümer der geklauten Möbel, Brindsleys Nachbar Harold Gorringe (Lars Gautier), überraschend nach Hause gekommen. Als zu allem Übel noch die Ex-Geliebte des zukünftigen Ehemanns von Carol, die blonde Clea (Steffi Kolb), auftaucht, ist das Chaos vollständig und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Panisch versucht der erfolglose Bohemien Brindsley Miller (Maximilian Fuhrmann) Harolds prachtvolle Möbel wieder unbemerkt dessen Wohnung zurückzustellen. Zudem muss er die Ex-Geliebte bei Laune halten und die mißtrauisch gewordene Ehefrau in spe beruhigen, vom Schwiegervater, dem längst alles reichlich Spanisch vorkommt, ganz zu schweigen.  Dass bei all dem Durcheinander dann auch noch der so hoffnungsvoll erwartete Millionär Gudonow (Ulf Schenkel) mit dem zur Hilfe geeilten Elektriker Schupanski (Stephan Janßen) verwechselt wird, setzt dem Ganzen die Krone auf.

Beim Publikum kam der Nonsens bestens an. Es gab Beifall ohne Ende - für ein Stück, das leicht in heillosen Klamauk hätte abstürzen können, wäre es nicht prima gespielt und von der Regie haarscharf am Abgrund vorbeiführt worden.

SIGRID HOFSTETTER
(SZ vom 18.11.1999)