29./30./31. Okt. und 4./5. Nov. 2004 Woyzeck


Mit seiner Titelfigur hat Büchner zum ersten Mal einen Vertreter des vierten Standes, einen „der Geringsten unter den Menschen“ auf die bürgerliche Bühne erhoben. Und als solcher ist der Diener und Soldat von vorneherein einer feindlichen Welt ausgesetzt. Noch nicht genug geschunden von materieller Armut, muss sich Woyzeck, um sich und seine Familie notdürftig versorgen zu können, den menschenverachtenden Experimenten des Doktors und ihren physischen und psychischen Folgen unterziehen. Gleichzeitig wird er von einem sadistischen Hauptmann, in dessen Kompanie Woyzeck dient, gedemütigt.

Seine Kraft, die ihn gegen diese Torturen standhalten lässt, bezieht er allein aus der Liebe zu Marie, der Mutter seines Kindes. Doch Marie, auch sie ist getrieben, lässt sich mit einem Tambourmajor ein und nimmt Woyzeck somit jede Lebensgrundlage. Seine Verzweiflung an der Welt und der endgültige Durchbruch seines Wahnsinns entladen sich schließlich am Mord an Marie.

Der oft behandelte literarische Stoff ist seit seiner Entstehung unvollendet geblieben. Und so gab es auch nach der ersten Veröffentlichung des Werkes, 42 Jahre nach Büchners Tod, keine einheitliche Ausgabe. Die Szenen wurden immer wieder neu kombiniert. Stets wurden bei der Zusammenstellung unterschiedliche Akzente gesetzt. Vor allem auf das Ende können sich die Literaturwissenschaftler nicht einigen. Die Frage, ob Woyzeck letztendlich selbst seinem Leben ein Ende setzt oder der Lynchjustiz der Kleinstädter zum Opfer fällt, kann aus der Dramaturgie des Stückes nicht zweifelsfrei erschlossen werden.

Dass die fragmentarische Form der Tragödie aber vor einer Bühnenumsetzung nie abgeschreckt, sondern im Gegenteil immer dazu angereizt hat, zeigen die zahlreichen Aufführungen im Laufe der Jahre. Die Offenheit der Dramaturgie und die unzähligen Möglichkeiten der Schwerpunktsetzung gehören zu den großen Vorzügen des Stücks. Und hierin lag auch der Anreiz für die Nachwuchsgeneration der Komischen Gesellschaft, dieses Stück auf die Bühne zu bringen. Dabei haben die jungen Leute unter der Regie von Katrin Bartl und Anne Thomé sowohl die Szenen neu zusammengestellt, als auch der Szenenfolge einen dramatischen Rahmen hinzugefügt.

So will der experimentierfreudige Haufen den Bogen von Büchners Zeit in unsere Gegenwart spannen. Denn Büchners „Woyzeck“ ist kein Anachronismus aus längst vergangenen Zeiten. Er ist nicht in den proletarischen Klassenkämpfen des 19. Jahrhunderts aufgegangenen. Dieser Woyzeck ist eine allgemein menschliche Tragödie, sein Martyrium wie der Literaturkritiker Wolfgang Martens 1957 konstatiert „ein menschliches Martyrium“. Denn Woyzeck ist kein „Proletarier, sondern: ein Armer – ein Armer in dem viel umfassenderen und tieferen Sinne.“

Einntrittskarten zum Preis von 9 Euro (ermäßigt 5 Euro) gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung „Winzerer“ (Bad Tölz, Marktstraße 61, Telefon: 08041- 9812).


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