"Improvisation?
Das ist doch, wenn man aus dem Stegreif spielt, oder?" Die Frage hören
wir häufig. Die richtige Antwort lautet NEIN! Beim Stegreifspiel stehen
Handlung und Figuren meist schon vorher fest, zumindest ganz grob. Beim Improvisationstheater (kurz: Impro)
aber ist alles anders: Nichts ist vorher festgelegt - die Schauspieler
denken sich jede Szene erst beim Spiel aus. Absprechen können sie
nichts.
Keine
Rampensäue!
Das
Publikum ist der wichtigste Mitspieler: Es gibt den Ort der Handlung vor
oder den Titel der Geschichte, manchmal auch den Beruf einer Hauptfigur,
einen wichtigen Gegenstand der Szene oder die Sätze, die gesprochen
werden. Nach diesen Vorgaben aus dem Publikum und einer handvoll Spielregeln
erfinden die Schauspieler in dem Moment ihre Szene, in dem sie auf der
Bühne stehen - ganz spontan. Wichtigster Erfolgsfaktor für eine
gelungene Szene ist also, dass die Spieler miteinander spielen, nicht gegeneinander.
Rampensäue können keine guten Improspieler werden.
Denn die Schauspieler müssen sofort
aufeinander reagieren, müssen die Spielangebote der Anderen annehmen,
müssen ihre eigenen Einfälle und die der anderen aufgreifen -
kurz: Sie sollten nie mit einem "Nein" blockieren.
Nasse
Schwämme für schlechte Szenen
Das
geht manchmal ziemlich in die Hose - doch das macht nichts. Denn das Publikum
darf laut schimpfen, darf die Schauspieler auspfeiffen oder mit nassen
Schwämmen bewerfen. Und dann geht es sofort weiter mit der nächsten
Szene. Und vielleicht machen die Spieler ihr Missgeschick ja dann mit einer
kleinen Operetten-Szene, einem Impro-Schlager oder einem Spontan-Rap wieder
wett. Denn auch Sound und Musik entstehen spontan und live am Synthesizer.
Unsere
Impro-Kollegen von der Gruppe "Steife Brise" aus Hamburg haben die Entstehung
des Improvisationstheaters so zusammengefasst: Im 15. und 16. Jahrhundert
war die Form der Commedia del' arte weit verbreitet. Zu Beginn des Regie-
und Autorentheaters verebbte diese Theaterkunst mehr und mehr.
ImproTheater nimmt die Theaterform der
Commedia del' arte wieder auf. Der Unterschied besteht letztlich darin,
daß beim ImproTheater keine festen Charaktere vergeben werden.
Es
gibt zwei Wurzeln dieser Theaterform. Die eine stammt von Keith Johnstone
(z.Z. Theatersport-Direktor in Canada bei "The Loose Moose Theatre Company"),
der in den 50iger Jahren in England mit der Entwicklung begann und seine
Idee dann nach Kanada brachte und sie weiter entwickelte.
Die andere stammt aus dem "Second-City-Theatre"
in Chicago. Bekannte Schauspieler wie Dustin Hoffmann und John Belushi
sind mit dieser Form von Theater groß geworden. Von dort aus beeinflußten
sie die gesamte USA. In Verbindung mit dieser 'Wurzel' ist in der heutigen
Zeit Del Close (kürzlich verstorben) zu erwähnen, der das Pendant
zu Keith Johnstone bildet.
Mit
den Jahren hat sich der ImproTheater Trend über den gesamten Globus
erstreckt. In Neuseeland, Australien, Frankreich, Holland, Dänemark
und Schweden ist ImproTheater schon lange bekannt. Anfang der achtziger
Jahre wurde von Bill Mockridge das Bonner Ensemble "Die Springmäuse"
gegründet und gilt so als die 'älteste' deutsche Improvisationsgruppe.
Mitte der achtziger Jahre gründeten sich dann ImproTheater-Gruppen
in Dortmund, Thübingen, Mannheim/Heidelberg, München, Nürnberg
und schließlich auch Anfang der Neunziger in Hamburg. Momentan gibt
es mindestens 25 ImproTheater-Teams in Deutschland, die in ständigem
Kontakt stehen.
[Dieser
Text ist im Internet zu finden unter www.theatersport.com,
wo auch einige hilfreiche Tipps zum Abfragen der Vorgaben beim Publikum,
zur Bestrafung schlechter Szenen, zahlreiche Bücherempfehlungen mit
alten und neuen Impro-Spielen und ein Impro-Chatroom zu finden sind. Vorbeisurfen
lohnt!]
KG-Impro seit 1996
Bei
unserem ersten Improvisationstheater-Workshop unterrichtete uns im Juli
1996 Roland Trescher vom FastFood-Theater
in München. Seitdem hat uns das Spassfieber des Improvisierens nicht
mehr losgelassen. Trotz eines zweiten Kurses mit Roland im August 1997
hat es aber noch bis April 1998 gedauert: Da wagten wir uns mit dem Wettkampf
der "Rotkohls gegen Blaukrauts" das erste Mal ans Licht der Öffentlichkeit
und bekamen sogar Lacher und Applaus (Pressestimmen 1
und 2). Das hat uns ermuntert, auch 1999 weiter
zu tun (Pressestimmen 1 und 2)
- doch richtig aufgeblüht ist das Impro-Ensemble erst im Jahr 2000.
Jeden
Sonntag Impro-Lust
Bis
zu 20 Impro-Spieler treffen sich derzeit regelmäßig Sonntags
um 19 Uhr im "Kulturhaus Alte Madlschule" (Schulgasse 3, Bad Tölz),
um sich in Spontaneität, Schlagfertigkeit oder phantasievollen Einfällen
zu üben, um ihre Schauspielkunst zu perfektionieren und neue Impro-Spiele
auszutauschen. Wer neu dazustoßen will, sollte sich allerdings zuerst
einmal mit Benedikt Fuhrmann in Verbindung setzen - sonst ist der Schock
fürs Leben vorprogrammiert. Adresse undsoweiter stehen in der Rubrik
"Service".